Dem Abenteuer auf der Spur

Erste Geschichte

Die Sonne ist hinter den Bergen hervorgekrochen und ein Duft, so süß wie Walderbeeren, liegt in der Luft. Ein Baum nach dem anderen reckt seine Zweige in den Himmel, fast so, als wollten sie sich strecken. Die Vögel zwitschern fröhliche Melodien und die Insekten und Tiere beginnen emsig ihr Tagwerk. Alle sind putzmunter. Alle? Nicht ganz. Ein kleiner Adler liegt noch ein wenig verschlafen in seinem Nest.

„Guten Morgen!“, ruft ein Eichhörnchen, das gerade vollbeladen mit Eicheln vorbeihuscht. Der kleine Adler aber grummelt nur müde vor sich hin.

Plötzlich fährt er hoch. Schnell reibt er sich den Schlaf aus den Augen und schüttelt seine Flügel aus. Die schlechte Laune hat sich in Luft aufgelöst. Heute darf er auf keinen Fall verschlafen, denn heute ist sein großer Tag! Aki, so heißt der Adler, ist nämlich gar nicht mehr so klein, denn nun verlässt er sein Nest und sucht sich ein eigenes Zuhause.

„Das ist so aufregend! Was ich wohl alles erleben werde?“ Abenteuerlustig lässt Aki seinen Blick durch den Wald schweifen. In welche Richtung soll er losfliegen?

Während Aki hin und her überlegt, hört er in der Ferne Stimmen. Sie klingen hell und fröhlich. Das erleichtert dem Adler seine Entscheidung, denn wenn etwas nach Spaß klingt, dann möchte Aki genau dorthin.

Der kleine Adler spreizt seine Flügel und springt mit klopfendem Herzen aus dem Nest. Im ersten Moment fühlt es sich kribbelig an, aber dann trägt ihn die Luft sanft durch den Wald. Aki liebt das Fliegen! Es ist das schönste Gefühl der Welt, sogar besser als Schokoladeneis!

Weit muss der kleine Adler nicht fliegen, bis er zwischen den Bäumen eine Gruppe Kinder erspäht. Aki beschließt, sich auf den Ast zu setzen und sich alles erst einmal von oben anzusehen.

Die Kinder, fünf an der Zahl, sind nicht alleine unterwegs. Eine Frau ist bei ihnen und sie scheint sich im Wald gut auszukennen.

„Das hier ist eine Fichte. Das könnt ihr daran erkennen, dass die Nadeln spitz sind und piksen. Tannennadeln dagegen sind flacher und haben zwei helle Striche in der Mitte“, erklärt sie.

Die Kinder sehen sich die Nadeln genau an. Dabei quasseln sie wild durcheinander und jedes weiß etwas zu erzählen. Nur ein kleiner Junge steht etwas abseits und untersucht den Boden mit einer Lupe.

„Ich hab was gefunden! Kommt schnell her!“, ruft er plötzlich.

Die anderen Kinder laufen zu ihm hin und auch die nette Frau will wissen, was der Junge da entdeckt hat. Voller Stolz zeigt er auf eine Spur in der feuchten Erde.

„Super Leon! Das ist eine Tierspur. Genauer gesagt ist es die Spur von einem Reh. Das kann man hier erkennen. Seht ihr?“ Die Frau zeigt auf zwei längliche Abdrücke, die vorne spitz zulaufen.

„Das ist nicht irgendein Reh. Das sind die Abdrücke von Franzi. Die läuft hier immer lang!“, entfährt es Aki wie aufs Stichwort.

Erschrocken blicken alle in seine Richtung. Zuerst können sie ihn nicht ausmachen, aber dann entdecken sie den Adler hoch oben auf seinem Ast.

„Hallo! Wer bist du denn?“, winkt ihm ein kleines Mädchen zu.

„Ich bin Aki. Und wer seid ihr?“

„Wir sind aus dem Resort, nicht weit von hier. Wir machen Urlaub mit unseren Familien“, erklärt ein Junge mit dunklen Locken und zeigt in eine Richtung.

Aki runzelt verwirrt die Stirn: „Was ist denn ein Resort?“

Ein Mädchen mit großen Kulleraugen versucht, es ihm zu erklären: „Da kann man spielen, schwimmen, basteln, klettern und Tiere streicheln.“

„Und super lecker essen!“, fügt der Spurenfinder hinzu.

Aki muss staunen: „Wow! Das klingt ja nach einem wundervollen Ort. Kann da jeder hin?“

Die Kinder nicken.

Aki verspürt plötzlich das gleiche Kribbeln wie beim Fliegen. Könnte das sein neues Zuhause werden? Ein Ort, an dem man jeden Tag ein Abenteuer erlebt? Das muss er sich unbedingt genauer anschauen.

Der Adler verabschiedet sich, um sich auf die Suche zu machen: „Danke ihr lieben Kinder! Vielleicht sehen wir uns bald schon wieder.“

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